Vermeidbare Niederlage nach hartem Kampf
Tja, wie soll man es sagen: Eine Trainerentlassung ist wohl garantiert nicht zu befürchten, aber einen Kasten Gerstensaft („Radeberger“?) sollte Alexander Miehle’s Fehlwurf des Jahres gewiss gekostet haben. Der in die Bierstadt mitgereiste Anhang des HVH dürfte sich verwundert die Augen gerieben haben, als sich der Coach der Lessingstädter vor der Partie bei der Reserve des Radeberger SV mit aufwärmte und dann auch tatsächlich vom Anpfiff weg auf der Platte stand – zwecks Ermangelung eines etatmäßigen Rechtsaußen. Dass dem 44-Jährigen jegliche Spielpraxis fehlt, sah man seinem Auftritt dann doch über längere Phasen des Spitzenspiels an: Im Angiff war er bis zu seinem Anschlusstreffer zum 19:18 in der 45. Minute kaum ein Faktor (er traf dann noch ein zweites Mal), und defensiv hatte er größte Mühe mit Gastgebers Ludwig Masula, der ihm auf seiner Seite ein ums andere Mal entwischte und letztlich sieben Tore zum RSV-Erfolg beisteuerte. Warum Miehle nur ein Rumpfkader zur Verfügung stand, muss spekulativ bleiben; dass die Aufgabe beim Team um den ehemaligen HVHer Jan Schulz dadurch ungleich schwieriger werden würde, war abzusehen. Zumal der zuletzt funktionierende Rückraum diesmal keine Komponente war; beide Mannschaften setzten auf ihre Außen, den Kreis oder individuelle Einzelaktionen, die meist in einen Strafwurfpfiff mündeten (20 Siebenmeter!). So kam es, dass Routinier Pascal Freudenberg zwar 7mal vom „Punkt“, aber nur einmal aus dem Feld einnetzte – das gleiche traf allerdings auch auf Schulz zu, der überhaupt nur per Penalty traf (6mal). Phillip Franke erzielte drei seiner vier Tore, als er im zweiten Abschnitt auf Linksaußen beordert worden war, und der Fleißigste überhaupt – Patrick Hübner – erschien überhaupt nicht in der Statistik; dabei war er es, der mit seinen zahllosen Durchbruchversuchen rund 80 Prozent der 12 HVH-Siebenmeter herausholte. Dessen ungeachtet wogte das Geschehen lange Zeit hin und her, mit freilich nur sehr wenigen Gästeführungen (5:6/13. min und 14:15/36. min). Und dennoch gab es zum Schluss noch die riesige Chance, wenigstens einen Zähler zu entführen, und das kam so: Ausgerechnet Miehle’s Konterpart Masula handelte sich eine Zwei-Minuten-Strafe ein und sorgte anderthalb Minuten vor Ultimo für einen personellen Vorteil des HVH. Den nutzte Freudenberg zunächst zum 25:25, doch mit dem einzigen unberechtigten der vielen Siebenmeter stellte Schulz wieder auf Vorteil RSV II (26:25). 39 Sekunden waren da noch zu absolvieren, nach der vom Gast genommenen Auszeit nur noch 14. Der Keeper wurde herausgenommen, ein siebter Feldspieler eingewechselt. Wunderbar wanderte der Ball von der linken Angriffseite hinüber zur rechten, wo Miehle völlig frei zum Wurf kam. Doch der Ex-Spielmacher des LVH Hoyerswerda knallte die Kugel dermaßen hart auf den Hallenboden, dass der Aufsetzer – gut gezielt allemal – über den Querbalken pfiff und Riesenjubel bei Radebergs Blauhemden hervorrief. Ein Fehlwurf, der dem HVH irgendwann teuer zu stehen kommen könnte. Zunächst einmal hat sich die Tabellenspitze noch mehr verdichtet. Gut für die Spannung, schlecht für die Nerven.
HVH mit: Tomschke, Nitsche, Pollack; Freudenberg (8/davon 7 Strafwürfe), Schäfer (5/4), Franke (4), Herrmann (3), Oswald (2), Miehle (2), D. Hübner (1), P. Hübner